Dirk, was kann man tun, wenn bei der Falkenzucht das Falkenweib den Terzel ablehnt?
Dirk, what can be done if in falconry the female falcon rejects the tiercel?
In der freien Natur haben die Greifvögel die Möglichkeit, sich über einen entsprechenden „Sicherheitsabstand“ kennen zu lernen. Die Körpersprache besitzt hier eine hohe Signalfunktion. Bevor es also auf Tuchfühlung geht, ist in der freien Natur schon über die unterschiedlichen Signalfunktionen klar geworden, ob man sich sympathisch ist oder sich doch besser aus dem Weg gehen sollte. Reagiert der weibliche Vogel aggressiv auf das Werben des Terzels, so wird sich dieser in der Regel dem Zugriff entziehen können, weil er kleiner, schneller und wendiger ist. In der Zuchtkammer fehlt diese Möglichkeit, die ihn in der Natur schützen würde. Hier erwischt sie ihn sehr schnell, und das kann bei einigen Greifvogelarten für den Terzel tödlich enden. In der Falkenzucht wird der weibliche Falke immer zum Terzel in die Kammer gestellt. Niemals umgekehrt. Damit der Terzel entsprechend „auftreten“ kann, sollte er vorher 4 bis 6 Wochen alleine in der Kammer verbracht haben. Nach dem Einsetzen muss das Verhalten von beiden Vögeln genau beobachtet werden, denn ein Kennenlernen erfolgt jetzt auf engstem Raum. Signale senden die Vögel über die Stellung ihrer Federn, Stimme, Mimik und Gestik, die man auch als Mensch gut verstehen kann. Mit etwas Glück ist sofort eine positive Grundstimmung zu erkennen. Auch wenn die Harmonie gut ist, bleibt der weibliche Vogel immer dominant in der Kammer. Sie bestimmt, wo die Sonne am wärmsten scheint und wird diesen Platz auch für sich beanspruchen.
In the wild, the birds of prey have the opportunity to get to know each other through an appropriate „safety distance“. The body language has a high signal function here. Before it goes on „Tuchfühlung“, it has already become clear in the free nature over the different signal functions whether one is sympathetic to itself or should go nevertheless better from the way. If the female bird reacts aggressively to the courtship of the tiercel, the latter will usually be able to evade its grasp because it is smaller, faster and more agile. In the breeding chamber this possibility is missing, which would protect him in nature. Here it catches him very quickly, and this can be fatal for the tiercel in some species of birds of prey. In falconry, the female falcon is always placed in the chamber with the tiercel. Never vice versa. In order for the tiercel to „perform“ accordingly, it should have spent 4 to 6 weeks alone in the chamber beforehand. After the introduction, the behavior of both birds must be closely observed, because getting to know each other now takes place in a very confined space. The birds send signals via the position of their feathers, voice, facial expressions and gestures, which can also be easily understood as humans. With a little luck, a positive basic mood can be recognized immediately. Even if the harmony is good, the female bird always remains dominant in the chamber. She determines where the sun shines the warmest and will also claim this place for herself.

Von Vorteil kann es auch sein, wenn der Terzel schon 1 bis 2 Jahre älter ist. Bei unseren Zuchtpaaren „B“ und „C“ sind die weiblichen Falken als Sozialimprints aufgezogen und später mit einer Altvogelaufzucht verpaart worden.
Das Foto oben zeigt, wie die Reizreaktionsmechanismen funktionieren. Im Alter von 58 Tagen haben wir „Alenka“ zu „Jury“ in die Kammer gestellt. Als der Falke zu lahnen beginnt, wird sie umgehend vom Terzel mit Atzung versorgt. 2 Jahre später hat dieses Paar erstmals Nachwuchs.
Machbar ist also einiges und manchmal braucht man nur ein bisschen Glück.
It can also be advantageous if the tiercel is already 1 to 2 years older. In our breeding pairs „B“ and „C“, the female falcons have been raised as social imprints and later mated with a parent bird.
The photo above shows how the stimulus-response mechanisms work. At 58 days of age, we placed „Alenka“ with „Jury“ in the chamber. When the falcon starts to lute, she is immediately provided with food by the tiercel. 2 years later this pair has offspring for the first time.
So a lot is possible and sometimes you just need a little bit of luck.
Dirk, seit wie vielen Jahren züchtest du Falken und warum gerade diese Art?
Dirk, for how many years have you been breeding falcons and why this species in particular?
Großfalken züchte ich seit 20 Jahren. Am Anfang waren es Wander- und Sakerfalken, und später nur noch Sakerfalken aus verschiedenen Blutlinien. Als Jugendlicher hatte ich viele Bücher über Russland gelesen, und da stolpert man zwangsläufig über den Baloban/Saker. Mitte der 1970er Jahre war es in Deutschland fast unmöglich einen Wanderfalken in freier Natur zu beobachten, weil sie vom Aussterben bedroht waren. Aus der Literatur wusste ich nur, wie er aussehen sollte. Etwa krähengroß und ein ankerförmiges Flugprofil. 1978 hatte ich meine Lehre als Maurer begonnen und 1980 hatten wir eine Baustelle zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auf dem Baugerüst stehend drehte ich mich um und schaute in Niederung.
Ich dachte mich trifft der Schlag!
Das musste er sein.
Der legendäre Wanderfalke.
Ein weiblicher Vogel, der im gemächlichen Streckenflug die gesamte Niederung durchquerte. Das war für mich ein Anblick, den ich mein ganzes Leben nicht vergessen habe. Im Sommer 1999 wurden von Martin Jones aus England verschiedene Großfalkenarten, wie Wander- und Sakerfalken, als Nachzuchten in der deutschen Jadgpresse/Pirsch/Tiermarkt angeboten. Von beiden Arten habe ich je ein blutsfremdes Paar bestellt. Das Thema Greifvogelzucht war absolutes Neuland für mich und so habe ich mit „Null“ Fachwissen angefangen. Um möglichst schnell und viel zu lernen, habe ich beide Zuchtkammern mit Spiongläsern versehen, sodass es praktisch keine toten Winkel gab. Bei den Wanderfalken war aus meiner Sicht auch im 3. Jahr nicht zu erkennen, dass es jemals klappen würde. Aus diesem Grund hatte ich das Paar im Spätsommer 2002 zum Kauf angeboten. Für Wanderfalken im zuchtfähigen Alter, noch dazu aus dieser bekannten Linie, gab es genug Interessenten, jedoch bezog sich das Interesse nur auf den weiblichen Falken. Den Terzel wollte niemand haben.
I have been breeding grand falcons for 20 years. In the beginning it was Peregrine and Sakerfalcons, and later only Sakerfalcons from different bloodlines. As a youngster I had read many books about Russia, and there you stumble inevitably about the Baloban/Saker. In the mid 1970s it was almost impossible to observe a Peregrine Falcon in the wild in Germany because they were threatened with extinction. From the literature I only knew how it should look like. About crow-sized and an anchor-shaped flight profile. In 1978 I had started my apprenticeship as a bricklayer and in 1980 we had a construction site at the right time in the right place. Standing on the scaffolding, I turned around and looked down.
I thought I was going to be hit!
That had to be him.
The legendary Peregrine Falcon.
A female bird, which crossed the entire lowland in a leisurely cross-country flight. That was a sight I never forgot my whole life. In the summer of 1999, Martin Jones from England offered various species of Great Falcons, such as Peregrine and Sakerfalcons, as offspring in the German Jadgpresse/Pirsch/Tiermarkt. From both species I ordered one blooded pair each. The subject of breeding birds of prey was absolutely new territory for me and so I started with „zero“ expertise. In order to learn as much and as fast as possible, I provided both breeding chambers with spyglasses, so that there were practically no blind spots. With the Peregrine Falcons, from my point of view, even in the 3rd year, there was no sign that it would ever work out. For this reason I had offered the pair for sale in late summer 2002. For Peregrine Falcons in the breedable age, still in addition from this well-known line, there were enough prospective customers, however the interest referred only to the female falcon. Nobody wanted to have the tiercel.
Ronny Thiele hatte diesbezüglich ganz eigene Erfahrungen gemacht, und er empfahl mir daher, lieber doch noch eine weitere Saison zu warten. Eines seiner Zuchtpaare zeigte nämlich auch im 3. Jahr keinerlei Anzeichen für eine gemeinsame Balz. Also hatte er sich dazu entschlossen, das Paar für „kleines Geld“ an einen Freund aus dem Nachbarort abzugeben. Im nächsten Jahr zog eben dieses Paar dort eigenen Nachwuchs groß. Ronnys Tipp sollte sich tatsächlich als richtig erweisen, denn im 4. Jahr lief alles wie am Schnürchen. Aus dem Vierergelege erhielten wir 3 weibliche Wanderfalken, von denen sich Ronny gleich zwei reserviert hatte. Ohne seinen Tipp hätte ich mir wohl richtig in den Arsch gebissen, denn produzierende Paare aus dieser bekannten Zuchtlinie waren zu dem Zeitpunkt selten in Deutschland.
Ronny Thiele had made his own experiences in this regard, and he therefore recommended me to rather wait for another season. One of his breeding pairs showed no signs of a common courtship even in the 3rd year. So he decided to give the pair for „little money“ to a friend from the neighboring village. In the next year this pair raised there own offspring. Ronny’s tip should actually prove to be correct, because in the 4th year everything ran like clockwork. From the clutch of four we received 3 female Peregrine Falcons, of which Ronny had reserved two. Without his tip I would have bitten myself in the ass, because producing pairs from this well-known breeding line were rare in Germany at that time.

16 Jahre später hat sich die Situation auf dem Greifvogelmarkt schon deutlich verändert. Für die Zuchtsaison 2018 hatte ich allerdings noch feste Vorbestellungen und reichlich Anfragen. Von unseren 3 Zuchtpaaren hatten wir aus den Erst- und Nachgelegen insgesamt 28 Eier erhalten. Die Befruchtungsrate war nicht gut, und von den befruchteten Eiern sind einige im Alter von 26-28 Tagen ohne ersichtlichen Grund in der Brutmaschine abgestorben. Alle Kunden und Kaufinteressenten habe ich zeitnah informiert, so dass sie sich neu orientieren konnten. Drei Personen wollten allerdings weiter warten. Von unserem Zuchtpaar „A“ hatten wir 5 Eier im Erstgelege von denen 3 befruchtet waren, die aber eines nach dem anderen abgestorben sind. Alle 5 Eier aus dem Zweitgelege waren komplett unbefruchtet. Von Paar „B“ und „C“ haben wir insgesamt 7 Jungvögel bekommen.
Von den 3 verbliebenen Kunden haben dann zwei unabhängig voneinander jeweils einen Tag bevor sie ihre bestellten Falken abholen sollten, abgesagt! Als Erklärung gaben beide an, dass sie aus verschiedenen Gründen plötzlich doch kein Geld zur Verfügung hätten, um die Falken zu bezahlen.
16 years later, the situation on the bird of prey market has already changed significantly. For the 2018 breeding season, however, I still had firm advance orders and plenty of inquiries. From our 3 breeding pairs, we had received a total of 28 eggs from first and subsequent clutches. The fertilization rate was not good, and of the fertilized eggs, some died in the incubator at 26-28 days of age for no apparent reason. I informed all customers and prospective buyers in a timely manner so that they could reorient. However, three individuals wanted to continue waiting. From our breeding pair „A“ we had 5 eggs in the first clutch of which 3 were fertilized, but they died one after the other. All 5 eggs from the second clutch were completely unfertilized. From pair „B“ and „C“ we got a total of 7 fledglings.
Of the 3 remaining customers, two then independently cancelled one day before they were to pick up their ordered falcons! As an explanation, both stated that they suddenly had no money available to pay for the falcons for various reasons.
Wenn aus meiner Zucht Fullimprints, Sozialimprints oder Altvogelaufzuchten bestellt werden, dann möchte ich jeden meiner Kunden zufrieden stellen. Meine Frau und meine Tochter helfen mir im Rahmen ihrer Möglichkeiten, dennoch bleibt ein Großteil der Arbeit an mir hängen. Als dann diese beiden Absagen eintrafen, habe ich für mich beschlossen, dass es jetzt auch reicht. Natürlich ist das eine sehr emotionale Entscheidung gewesen, aber heute, 2 Jahre später, ist mir klar geworden, dass dieser Entschluss richtig war, denn die Gesamtsituation auf dem Greifvogelmarkt hat sich speziell für den Sakerfalken nochmals verschlechtert.
Ein paar Jahre zuvor hatte ein befreundeter Kollege aus Österreich sein dreijähriges produzierendes Sakerfalkenzuchtpaar für 2.000 Euro zum Kauf angeboten. Letztendlich wechselte dieses junge Zuchtpaar aus einer guten Linie für 500 Euro den Besitzer. Sakrete wurden schon für 100 Euro pro Stück gehandelt und auch verkauft. Einige Züchter haben für ihre Saker vom Vorjahr noch keine Käufer gefunden, und die Zuchtpaare ziehen schon die nächsten Sakerfalken groß.
When fullimprints, socialimprints or old bird breedings are ordered from my cattery, I want to satisfy each of my customers. My wife and my daughter help me within their possibilities, nevertheless a large part of the work remains on me. So when these two cancellations came in, I decided for myself that enough is enough. Of course, this was a very emotional decision, but today, 2 years later, I realize that this decision was right, because the overall situation on the bird of prey market has deteriorated again, especially for the Sakerfalcon.
A few years earlier, a friend colleague from Austria had offered his three-year-old producing Sakerfalcon breeding pair for sale for 2,000 Euros. In the end, this young breeding pair from a good line changed hands for 500 Euros. Sakers were already traded and also sold for 100 Euro each. Some breeders have not yet found buyers for their Sakers from last year, and the breeding pairs are already raising the next Sakerfalcons.
Fachliteratur über diese Großfalkenart gibt es eigentlich nur von Herrn Wolfgang Baumgart in den verschiedenen überarbeiteten Auflagen. Dort werden auch die möglichen Farbvarianten des Sakerfalken beschrieben, die es in den Anfängen der Zucht so auch zu kaufen gab. Heute gibt es diese normal gefärbten Saker auch noch, doch es setzten sich zunehmend goldene, blonde oder schwarze Saker durch, die von Herrn Baumgart so weder erwähnt noch beschrieben worden sind.
Sie sind das Endprodukt rein kommerzieller Falkenzucht. Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass es in der Zucht von bestimmten Arten schon lange nicht mehr um den Greifvogel geht, sondern nur noch darum, unsinnige Käuferwünsche zu erfüllen.
Technical literature about this species of grand falcon is actually only available from Mr. Wolfgang Baumgart in the various revised editions. There also the possible color variants of the Sakerfalcon are described, which there were in the beginnings of the breeding so also to buy. Today these normal colored Sakers still exist, but more and more golden, blond or black Sakers are used, which were neither mentioned nor described by Mr. Baumgart.
They are the end product of purely commercial falcon breeding. One increasingly gets the impression that in the breeding of certain species it has long ceased to be about the bird of prey, but only about fulfilling nonsensical buyer wishes.