Eine Nacht außer Haus / One night away from home

An einem sonnigen Tag, als ein laues Lüftchen wehte, gingen wir früh morgens auf Beizjagd.
Mein Azubi fuhr mit dem Auto im Revier herum, ich saß verhaubt bei meinem Menschen. Sie suchten das Feld nach Krähen ab.
Plötzlich ließen sie die Seitenscheibe herunter, mir wurde die Haube vom Kopf genommen und ich sah sofort die Krähen auf dem Feld und startete vom Handschuh aus durch das offene Autofenster.

Ich flog die Krähen an, entschied mich aber dann, sie nicht anzugreifen.
Es sind viele Faktoren, die da eine Rolle spielen. Man kann es vielleicht mit dem Begriff „Risikobewertung“ zusammenfassen.
Und da es meine Gesundheit ist, um die es geht, nehme ich mir immer heraus, so zu entscheiden, wie es das Beste für mich ist, unabhängig, was sich mein Mensch in dem Augenblick wünscht.
Es kann aber auch sein, dass ich genau weiß, dass ich nicht jagen muss, sondern immer von meinem Menschen versorgt werde und an dem Tag einfach faul war.
Wer weiß? 😉

Da ich aber schon in der Luft war, und das Wetter einfach herrlich, flog ich lustig weiter, um zu schauen, was ich schon immer mal schauen wollte, nämlich was sich auf dem Hügel befindet, den ich von hier aus in der Ferne sehe.

Ich muss zugeben, ich vergaß in dem Augenblick völlig, dass mein Mensch da hinten stand und mir hinterherrief und -winkte.
Ich war an dem Tag etwas übermütig und flog fröhlich in der Gegend herum, um alles zu erkunden, was in meinen Blick kam. Städte umflog ich großzügig, dann flog ich auf die Schwäbische Alb, dann wieder runter, dann um einen Wald herum usw.
Was ich in dem Augenblick nicht bedachte (ich bekam es später erzählt):
Ich trug einen Sender, und mein Mensch und mein Azubi fuhren den ganzen Tag mit der Antenne hinter mir her, also um die Stadt herum, auf die Schwäbische Alb, wieder runter, um einen Wald herum usw.

Als es langsam dämmerte, verspürte ich Hunger. Der wurde größer als meine Neugier auf Neues. Nur….wo war ich? Keine Ahnung! Ich hatte mich verirrt. In welcher Richtung liegt mein Revier? Mein Zuhause?
Ich flog in der Dämmerung noch zwischen einem Baum an einem Hang und
einem Dorf hin und her und überlegte, wo ich die Nacht am besten verbringen kann, wo es am sichersten für mich ist.
Zeitgleich fuhren die 2 auch zwischen dem Hang und dem Dorf hin und her und dachten schon, die Antenne sei kaputt. Oder sie halluzinieren wegen Dehydration.
Als es dann ganz dunkel war, fuhren die beiden heim.
Ich hatte mich für das Dorf entschieden, es ähnelte meinem Dorf daheim. Und ich fand sogar einen Balkon, der dem glich, auf dem ich ein Weilchen gelebt hatte, bevor ich in meine Voliere ziehen konnte. Dort fühlte ich mich sicher, dort konnte ich ein Nickerchen machen.

Fortsetzung folgt im nächsten Beitrag. 🙂

On a sunny day, when a mild breeze was blowing, we went hunting early in the morning.
My apprentice drove around the hunting ground in the car, I sat hooded with my human. They were searching the field for crows.
Suddenly they lowered the side window, the hood was taken off my head and I immediately saw the crows in the field and took off from the glove through the open car window.
I flew at the crows, but then decided not to attack them.
Many factors could explain this. Perhaps it can be summed up as „risk assessment.“
And since it is my health that is at stake, I always take the liberty of deciding in the way that is best for me, regardless of what my human wishes at that moment.
But it can also be that I know exactly that I don’t have to hunt, but am always taken care of by my human and was just lazy that day.
Who knows 😉
But since I was already in the air, and the weather was just gorgeous, I flew on merrily to look at what I’ve always wanted to look at, which is what’s on the hill I can see in the distance from here.
I must admit, I completely forgot at that moment that my human was standing back there calling and waving after me.
I was a bit cocky that day and happily flew around the area, exploring everything that came into my view. I flew around cities liberally, then flew up to the Swabian Alb, then down again, then around a forest, and so on.
What I didn’t consider at that moment (I was told later):
I was carrying a transmitter, and my human and my apprentice were following me all day with the antenna, so around the city, up the Swabian Alb, down again, around a forest, and so on.
As dusk slowly broke, I felt hungry. This was greater than my curiosity for new things. Only….where was I? No idea! I had lost my way. In which direction is my territory? My home?
I flew in the twilight still between a tree at a slope and a
a village back and forth and thought, where I can spend the night best, where it is safest for me.
At the same time the 2 also went back and forth between the slope and the village and already thought the antenna was broken. Or they were hallucinating because of dehydration.
When it was completely dark, the 2 drove home.
I had decided on the village, because it resembled my village at home. And I even found a balcony that resembled the one where I had lived for a while before moving to my aviary. There I felt safe, there I could take a nap.

To be continued in the next post.

Veröffentlicht von Faszination Falke

Falknerei ist kein Hobby, es ist Leidenschaft. Für einen Falken ist Falknerei die Kunst, einen Menschen an sich zu binden. ;-)

Ein Kommentar zu “Eine Nacht außer Haus / One night away from home

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