Vertrauen / Trust

Ich glaube, ich habe es schon mal erwähnt:
Ich vertraue meinem Menschen, und mein Mensch vertraut mir.

Marion Zimmer Bradley schreibt dazu in ihrem Buch „Herrin der Falken“ / „Hawkmistress“:
„Wenn du einem menschlichen Wesen aus irgendeinem Grund, der dir stichhaltig erscheint, die Treue brichst, kannst du es ihm hinterher wenigstens erklären.
Aber wenn du einer stummen Kreatur die Treue brichst, hast du sie auf unverzeihliche Weise verletzt, weil du es ihr niemals begreiflich machen kannst.“

Mein Mensch hat noch nie ein böses Wort gegen mich gerichtet, im Gegenteil, sie geht immer lieb und respektvoll mit mir um. Sie fragt mich oft, wie es mir geht, und auch wenn ich nur ohne Worte antworten kann, versteht sie mich, anhand meiner Mimik und meines Verhaltens.

Mein Mensch muss eine gute Jägerin sein, denn ihr mangelt es nie an Nahrung, und sie gibt mir davon immer etwas ab.
Wenn ich frei meine Runden am Himmel drehe, steht sie unten und gibt auf mich acht.
Wenn wir spazieren gehen, hält sie ungestüme Hunde davon ab, zu mir hoch zu springen.
Auch das Jagdtraining mit dem Stangenfederspiel macht Spaß mit ihr. Meistens ist sie schneller als ich, aber manchmal kann ich sie überlisten, und dann schnappe ich es, ob sie will, oder nicht. 😉

Mein Mensch vertraut auch mir.
Sie kann mich ohne Falknerhandschuh bei sich auf der Hand stehen lassen, weil sie weiß, dass ich auf ihre Hand achtgebe, und ihr nicht meine Krallen ins Fleisch schlage.

Aber mit Handschuh ist es mir lieber, weil ich mich dann besser festhalten kann und nicht so aufpassen muss.
Sie lässt mich oft Atzungsreste von ihren Fingern picken, und sie weiß, dass ich auf ihre Finger aufpasse.
Wir sind ein klasse Team!

Nur bei unseren Selfies nimmt sie deutlich zu viel Platz ein. 😉

Wir Tiere haben unser Vertrauen in die Menschheit noch nicht ganz verloren.
Bitte, duldet es nicht, dass Tieren Leid geschieht, weder Nutztieren, noch Haustieren noch Wildtieren.
Setzt euch für das Wohl der Tiere ein, seid fair und lieb zu euren Haustieren, kauft kein Billigfleisch, denn wir alle wissen, wie die Tiere leiden müssen, deren Fleisch dann billig verkauft wird.
Und lasst den Wildtieren auch noch ein bisschen Platz auf der Welt! Schön wäre, wenn dieser Platz dann nicht vollgemüllt ist. (siehe Beitrag „Plastikmüll“ / März 2020)
So, das musste ich mal los werden.
Mein Mensch wird oft gefragt, warum sie mich am Handschuh festbindet, wenn wir spazieren gehen, wenn sie mir doch vertraut.

Mein Mensch sagt dann, dass mein Geschüh wie das Halsband eines Hundes ist. Oft steht am Halsband Name des Hundes und Telefonnummer des Besitzers.
Wenn ein Falke Geschüh trägt, dann weiß man, das ist kein wilder Falke, sondern der gehört zu jemandem. Auf einem kleinen Schild an meinem Geschüh steht die Telefonnummer meines Menschen.
Solltet ihr mal einen Vogel mit Geschüh sehen, ohne Mensch dabei, dann meldet das bitte der Polizei, die weiß dann meistens, wer seinen Vogel gerade vermisst, und kann die beiden wiederzusammen bringen. Oder ihr ruft einen Falkner aus eurer Nähe an, der weiß dann auch, was zu tun ist.

Meine Langfessel ist wie die Leine des Hundes. Mit der Leine tut man dem Hund nichts Böses an, sondern man sichert ihn, damit ihm nichts passiert, wie z.B. an einer Strasse. Oder man sichert andere durch die Leine, wie z.B. bei der Brut- und Setzzeit, wenn die Rehe ihre Kitze ins hohe Gras legen, oder die Hasenbabys auf dem Feld sind, damit der Hund diese Tiere nicht aufstöbert und verletzt.
Mich am Handschuh festzubinden sichert also auch andere, denn ich gelte vor dem Gesetz wie eine Waffe, die man sichern muss. Wenn ich z.B. ein Mauswiesel außerhalb der zulässigen Jagdzeiten erbeuten würde, dann wäre das eine Ordnungswidrigkeit. Erbeute ich ein Tier, das ganzjährige Schonzeit hat, dann wäre das sogar eine Straftat.
Natürlich nimmt ein Falke in der Natur keine Rücksicht auf Jagdzeiten, der muss jagen, um satt zu werden. Ich habe meinen Menschen, der immer Atzung für mich hat, darum halte ich mich an die Jagdzeiten.
Vertrauen bedeutet auch, jemandem die Macht zu geben, dich zu verletzen, aber fest daran zu glauben, dass er es nicht tut. Vertrauen beinhaltet auch miteinander vertraut sein, also eine enge persönliche Beziehung zu haben.
Und das baut man auf, indem man Zeit zusammen verbringt, und Abenteuer zusammen erlebt. 🙂


I think I have mentioned it before:
I trust my human, and my human trusts me.
Marion Zimmer Bradley writes about this in her book „Mistress of the Hawks“ / „Hawkmistress“:
„If you break allegiance to a human being for any reason that seems valid to you, at least you can explain it to him afterwards.
But if you break fidelity with a dumb creature, you have hurt it in an unforgivable way, because you can never make it understand.“
My human has never directed a bad word against me, on the contrary, she always treats me sweetly and respectfully. She often asks me how I am and even if I can only answer without words, she understands me, from my facial expressions and behavior.
My human must be a good hunter, because she never lacks food, and she always gives me some of it.
When I do my rounds freely in the sky, she stands below and watches out for me.
When we go for a walk, she keeps impetuous dogs from jumping up to me.
Hunting training with the pole feather game is also fun with her. Most of the time she is faster than me, but sometimes I can outsmart her, and then I snatch it whether she wants it or not.
My human also trusts me.
She can let me stand on her hand without a falconer’s glove, because she knows that I will take care of her hand and not slam my claws into her flesh.
But I prefer it with a glove because then I can hold on better and don’t have to be so careful.
She often lets me pick etch residue off her fingers, and she knows I’m watching her fingers.
We are a great team!
Only in our selfies she clearly takes up too much space.
We animals have not yet completely lost our trust in humanity.
Please, do not tolerate suffering to animals, neither farm animals, nor domestic animals, nor wild animals.
Stand up for the welfare of animals, be fair and kind to your pets, do not buy cheap meat, because we all know how the animals have to suffer, whose meat is then sold cheaply.
And let the wild animals also still a little place on earth! It would be nice if this place is then not fully littered. (see article „Plastic waste“ / March 2020)
So, I had to get that off my chest.
My human is often asked why she ties me to the glove when we go for a walk, when she trusts me.
My human then says that my „Geschüh“ is like the collar of a dog. Often the collar has the dog’s name and the owner’s phone number.
If a falcon wears a hawk’s scarf, then you know that it is not a wild falcon, but belongs to someone. On a small sign at my „Geschüh“ the telephone number of my human is written.
If you should ever see a bird with a bird’s wing, without a human, please report it to the police, they will usually know who is missing their bird and can reunite the two. Or you can call a falconer from your area, who will know what to do.
My long tether is like the leash of the dog. With the leash you don’t do anything bad to the dog, but you secure him so that nothing happens to him, like for example at a road. Or one secures others by the leash, as for example during the breeding and sowing season, when the deer lay their fawns in the high grass, or the hare babies are in the field, so that the dog does not track down these animals and injure them.
So tying me to the glove also secures others, because I am considered by the law like a weapon that must be secured. For example, if I capture a weasel outside the permitted hunting hours, it would be a misdemeanor. If I capture an animal that has a year-round closed season, then that would even be a criminal offense.
Of course, a hawk in nature does not take hunting seasons into account, it has to hunt to get its fill. I have my human, who always has food for me, therefore I keep to the hunting times.
Trust also means giving someone the power to hurt you, but firmly believing that they will not. Trust also involves being familiar with each other, that is, having a close personal relationship.
And you build that by spending time together, and having adventures together.














Veröffentlicht von Faszination Falke

Falknerei ist kein Hobby, es ist Leidenschaft. Für einen Falken ist Falknerei die Kunst, einen Menschen an sich zu binden. ;-)

4 Kommentare zu „Vertrauen / Trust

  1. Ein ganz wunderbarer – auch emotionaler – Bericht. Freut mich, dass ein Tipp mit „Hawkmistress“ so gut angekommen ist. 🙂 Apropos Vertrauen: ich habe immer doch den Blick meines besten Freundes [Buster] in Erinnerung, wenn es ich einmal nicht so gut ging und er zu ir aufschaute als ob er sagen wollte, „Mit geht es heute gar nicht so gut aber ich weiss, Du wirst mir schon helfen.“ Kann – und will – ich nicht vergessen.

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