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Sind Falken stur?

Vor kurzem wollte mein Mensch mit mir zum Flugtraining. Ich hatte keine große Lust, und ich sah, dass ein Gewitter aufzog. Mein Mensch behauptete, das Gewitter würde entweder wie so oft vorbeiziehen, oder es würde noch lange dauern, bis es uns erreicht.
Also sind wir ins Revier gelaufen, auf meine Trainingswiese. Besser gesagt, ich wurde getragen.
Dort angekommen sollte ich Federspieltraining machen. Meinem Menschen zuliebe flog ich ein paar gemütliche Runden. Sie hätte es dabei belassen sollen und mir meine Belohnung geben. Diesen Augenblick hat sie verpasst, ich sollte noch eine Runde fliegen.
Dazu hatte ich aber keine Lust, und der Himmel wurde auch immer dunkler.
Also brach ich das Training ab und flog auf einen Strommast. Von dort hatte ich eine grandiose Aussicht.

Mein Mensch stand unten und lockte mit meiner Belohnung.
Hatte ich schon einmal erwähnt, dass Falken ziemlich stur sein können, wenn sie wollen? 😉
Der Wind wurde immer stärker, der Himmel wurde immer dunkler. Von wegen das Gewitter zieht vorbei…
Mein Mensch zog das Federspiel am Boden entlang und dachte, sie könne mich damit anlocken.
Es wurde Zeit, dass ich mir einen besseren und sicheren Platz suche. Im Falle eines Blitzeinschlages sollte man nicht auf einem Strommast stehen.

Ich fand einen schönen großen Baum in der Nähe. Dort stand ich gut, wieder mit einer wunderschönen Aussicht.
Mein Mensch hüpfte wütend auf der Wiese herum und winkte mit meiner Atzung. Sehr unterhaltsam, das Ganze. Ich dachte nicht daran, zu ihr zu fliegen. Ich hatte zwar Hunger, aber meine Sturheit war größer. 😉
Da begann es zu regnen, nein, zu schütten. Ich wurde sehr naß, aber wir Falken halten das aus. Mein Mensch stand unten und ich sah, wie sie in kurzer Zeit bis auf die Haut durchnässt war. Pech.
Das Gewitter nahm an Fahrt auf, es begann zu hageln. Mein Mensch sah noch einmal zu mir hoch und ging dann weg.
Ich verbrachte die Nacht auf dem Baum.
Am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang kam mein Mensch zurück.

Sie dachte, mein Hunger müsse nun groß genug sein, damit sie mich mit Küken und Wachtel anlocken kann.
Tja, meine Sturheit war immer noch größer als mein Hunger.
Sie winkte, sie hüpfte, sie warf Küken in die Luft, sie schwang das Federspiel, sie trug viel zu meiner frühmorgendlichen Unterhaltung bei. Ich hatte keine Lust, von diesem Baum runterzukommen.
Da ging mein Mensch weg.
Aber sie kam zurück, mit einem langen seltsamen Gegenstand, den sie über ihrer Schulter trug. Sie lehnte das Ding an den Ast, auf dem ich saß und begann hochzuklettern. Ich wich ein paar Schritte zurück, weg von ihr und dem Ding. Sie kam hoch und streckte mir das Federspiel hin, auf dem 2 Küken befestigt waren. Da konnte ich nicht widerstehen. Ich griff die Küken und ließ nicht mehr los. Das nutze mein Mensch und zog das Federspiel zu sich und griff dann nach meinen Geschühriemen. Mist. Sie hatte mich überlistet.
Sie kletterte wieder runter, zusammen mit mir, und ich hörte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Aber ich spürte auch ihre Wut. Die bezog sich aber auf meine Sturheit, nicht auf mich. Oder?



Faszination Falke

Für einen Falken ist Falknerei die Kunst, einen Menschen an sich zu binden. ;-)

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3 Kommentare

  1. sagt:

    Haette ich aber wirklich nicht von Dir gedacht!

    1. Es kam so über mich… 😉

      1. sagt:

        *lach*

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