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Schlechte Laune

Vor kurzem habe ich meinem Menschen gezeigt, was es bedeutet, wenn ein Falke schlechte Laune hat.

Sie kannte das bisher nur von Erzählungen, wenn andere Falkner von den Launen ihrer Greifvögel erzählt haben.
Mein Mensch sagte dann immer, dass ich lieb und ausgeglichen sei.
Ich kann auch anders!
Und ich hatte nicht einfach so miese Laune, sondern aus gutem Grund.
Nach einer Endoskopie verordnete mir eine Tierärztin 10 Tage Flugpause, weil das Loch größer als normal gemacht werden musste, und das erst richtig heilen sollte.
Mein Mensch hat mich noch nie so lange ohne Freiflug stehen lassen. Nicht mal im Urlaub, ich durfte immer fliegen.
Sie ging mit mir während meiner Zwangspause spazieren, damit ich Abwechslung hatte und etwas anderes sehen konnte als die Aussicht aus meiner Voliere. (Wobei ich eine sehr schöne Aussicht habe, direkt auf eine Obstbaumwiese, und da gibt es immer etwas zu beobachten…)
Aber irgendwie hatten sich während diesen 10 Tagen Energie und Wut in mir angestaut.
Außerdem quälte mich mein Mensch mit Medizin, die eklig schmeckt.
Sie sagte zwar, das sei nur zu meinem Besten, aber ich war trotzdem jedes Mal empört darüber.
So gingen wir also nach meiner Flugpause zum Federspieltraining ins Revier.
Mein Mensch machte ich frei, und ich startete wie gewohnt.
Ihr zuliebe flog ich einmal auf das Federspiel, aber dann drehte ich ab und flog weg.
Ätsch.
In unserem Revier kann man sehr weit sehen, darum geriet ich nie außer Sichtweite, aber ich flog so weit weg wie nie zuvor beim Training.
Und um Dampf abzulassen griff ich andere Greifvögel an, die mir in die Quere kamen.
Ich erwischte keinen, sie ergriffen allesamt panisch die Flucht.

Mein Mensch stand einsam und allein auf ihrer Wiese und ließ das Federspiel kreisen. Ich bekam fast Mitleid mit ihr.
Aber Mitleid und schlechte Laune sind keine Freunde und werden selten zusammen gesehen.
Also flog ich weiter meine sehr großen Runden und landete irgendwann auf einem Scheunendach. Und da gedachte ich zu bleiben.
Mein Mensch packte alle Atzung, die sie für mich dabei hatte aus, stapelte alles auf ihrem Handschuh und zeigte damit in meine Richtung.
Eigentlich wollte ich auf dem Scheunendach bleiben, meine Laune war immer noch schlecht, aber ich verspürte Appetit beim Anblick meiner Atzung. Also flog ich zu meinem Menschen.
Aber ich weigerte mich, auf ihrem Handschuh zu landen. Dafür gab es keinen Grund, bis auf meine Laune. Pöh.

Ich landete auf dem Federspiel, das am Boden lag. Ich ließ mir dann meine Atzung reichen, vergaß aber nicht, meinen Menschen lauthals zu beschimpfen.

Sie schimpfte nicht zurück, sondern machte mich sanft am Handschuh fest und versicherte mir, dass sie verstehen könne, warum ich so wütend war.
Und da war dann meine schlechte Laune verflogen, zumal ich soviel kröpfen durfte, wie in meinen Kropf rein passte. 🙂



Faszination Falke

Für einen Falken ist Falknerei die Kunst, einen Menschen an sich zu binden. ;-)

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2 Kommentare

  1. Du kannst also auch schlechte Laune haben?! 😉

    1. Selten. 😉 Und nur aus gutem Grund. 😉

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